Robies Dorfgeschichte(n) und Publikationen
Liebe Leser, alles hat ein Ende. Auch der Vertrieb der Schriftenreihe "Robie's Dorfgeschichten ist mit der Ausgabe des Jahresheftes von 2022 beendet. Wir haben als Redaktionsteam fast alle möglichen und vielleicht auch unmöglichen Geschichte(n) aufgearbeitet. Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit eine kleine Freude als eifrige Leser machen. Bitte sind Sie nicht enttäuscht und haben Verständnis für unsere Entscheidung.
Leseprobe Heft 2020
Meine ersten Eindrücke von Rosenthal und Bielatal
Günter Hartmann
Pfarrer i. R.
Als 10jähriger Junge wurde ich im Sommer 1949 für vier Wochen zu einer Erholung für bedürftige Kinder der Stadt Dresden nach Bielatal verschickt. Die Zerstörung Dresdens lag erst vier Jahre zurück. Die Stadt glich noch immer einem riesigen Trümmerfeld. Wir selbst waren ausgebombt. Meine Mutter und ich bewohnten ein Zimmer. Mein Vater war im Krieg geblieben. So sah zu dieser Zeit Kinderarmut aus.
Kapelle in Bielatal. Aufnahme von 1949 – damals noch ohne Glockenturm. Eröffnung 19. Juni 1949 |
Das Heim an der Talstraße (späteres FDGB-Heim, jetzt nicht mehr vorhanden) ist mir in lebendiger Erinnerung geblieben. Im Vorbeifahren dachte ich oft an diese Zeit und wusste noch die Fenster in der Dachgaube. Die Spaziergänge der Kindergruppe führten öfter an die Stelle, an der Männer aus einer ehemaligen Wehrmachtsbaracke eine Kapelle errichteten.
Manchmal blieben wir stehen und beobachteten die Arbeiten. An einem Wochenende fand in der Nähe ein Kinderfest statt, an dem wir selbstverständlich teilnehmen konnten. Davon besitze ich noch heute eine Kaffeetasse mit der Aufschrift „Kinderfest Bielatal 1949“. Obwohl es uns gut ging, hatte ich ziemliches Heimweh. Dorthin (nach Bielatal) wollte ich nie wieder hin! Damals ahnte ich nicht, dass ich in dieser Kapelle einmal Christenlehre und Gottesdienste halten würde. Wie sich doch die Verhältnisse können!
Leseprobe Heft 2/2018
Leute von Heute
Annemarie Rehlich
„Ja, ja die heutige Jugend! Für nichts Interesse nur Blödsinn im Kopf und dazu noch unzuverlässig“!
Sind wir doch mal ehrlich, so lauten doch oft die Vorurteile der Erwachsenen und speziell der älteren Menschen gegenüber der Jugend im Allgemeinen. Umso besser, dass es auch anders sein kann und das ausgerechnet in Rosenthal-Bielatal!
Rosenthal hat seit dem 7. April 2018 einen Kulturpalast! Ja, man höre und staune, eine Initiative der Jugend!
Wer hat „den Hut auf“ für solch ein gewagtes und letztendlich gelungenes Vorhaben?
Foto aus SZ vom Tag der offenen Tür während des Umbaus, von links:
Maik Lindemann, Marcel Schäfer, Markus Hauschild, David Wolf
Maik, wie kamst du auf diese Idee, was hat dir den Ansporn für diese Initiative gegeben?
Es war schon immer mein Traum, aus der alten Turnhalle was Sinnvolles für den Ort zu schaffen. Es konnte doch nicht so weiter gehen, dass dieses äußerlich so stabile Gebäude nur als Lagerstätte für den Bauhof genutzt werden sollte. Wir brauchten doch so dringend eine Begegnungsstätte für Jung und Alt. Ich ließ nicht locker und konnte mit einem guten Konzept den Bürgermeister und den Gemeinderat überzeugen, uns zunächst als Jugendclub das Objekt als Pächter zu überlassen. Natürlich wusste ich, dass ich das nicht alleine stemmen konnte und zog mir die oben genannten Mitstreiter mit ins Boot. Ein gewisses Startkapital hatten wir uns geschaffen, durch die gelungene Durchführung der Heide-Games. Mit Bauleistungen und deren Finanzierung kannte ich mich bereits aus, so dass ich dem Vorhaben zum Umbau der Turnhalle keine großen Bedenken aufkommen ließ. Jetzt war keine Zeit mehr für Ängste oder Zweifel, denn wer „A“ sagt muss dann auch „B“ sagen können. Gemeinsam suchten wir Sponsoren aus den Reihen der örtlichen Firmen und speziell der Handwerksfirmen. Auch diese hatten Vertrauen zu uns und sagten ihre Unterstützung zu. Am Eingangstor zum Bad kann man nachlesen, wer sich dann tatsächlich finanziell oder auch in Form von Materialspenden und Arbeitsleistungen eingebracht hat. Auch viele fleißige Helfer aus dem Ort unterstützten uns bei Bauarbeiten, alle unentgeltlich im Einsatz. Wir alle kannten oft keinen Feierabend, haben bis an die physischen Grenzen gearbeitet, denn auch in unseren eigentlichen Berufen mussten wir tagsüber auch noch unseren Mann stehen.
Ihr vier seid zwar handwerklich sehr geschickt, doch aber keine Sachverständigen im Bauwesen. Wer stand da mit Rat zur Seite?
Uns war von vornherein bewusst, bei diesem Umfang der Bauarbeiten, müssen wir uns Unterstützung durch einen Architekten und auch eines Statikers einholen.
Sicher habt ihr auch eigene finanzielle Mittel einsetzen müssen und vielleicht habt ihr auch noch finanzielle Verbindlichkeiten zu begleichen, wie wollt Ihr das ins Lot bringen?
Wir hoffen und wünschen uns, dass unser „Kulturpalast“ oft für private Feiern genutzt wird. Durch eine Nutzungsgebühr (Saalmiete) können wir dann hoffentlich offene Forderungen wieder ausgleichen. Es ist ja alles vorhanden was für eine private Feier benötigt wird, wie der ansprechende Tresen mit Bierzapfanlage und die kleine Küche mit Herd und Geschirrspüler. Es gibt sogar eine Bühne für die Disko oder anderweitige künstlerische Aktivitäten. Sprechen Sie uns an, wenn Sie planen eine Feier auszurichten, wir zeigen Ihnen gern unseren ganzen Stolz, den „Kulturpalast Rosenthal“. Auch wir selbst werden Veranstaltungen durchführen, die hoffentlich Gewinn abwerfen.
Natürlich wurde auch die Auflage, den Schallschutz betreffend, in Form eines überdachten Anbaues an der Eingangstür realisiert.
Auf diese Leistung, vor allem in der kurzen Zeit könnt Ihr mehr als stolz sein. Die Rosenthal-Bielataler danken euch auch für das tolle Haus, das nun endlich seinen Zweck erfüllen kann. Wir wünschen euch schöne Erlebnisse und immer dankbare Nutzer und Gäste.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich im Namen unseres „Gründerteams“ bei allen Sponsoren und freiwilligen Bauhelfern ganz herzlich zu bedanken. Ohne diese Leistungen hätten wir es nicht schaffen können, dieses Vorhaben in dieser auffallend kurzen Zeitspanne und der heutigen Ausstattung realisieren zu können. Wir hoffen und wünschen uns, dass es lange in einem so guten Zustand erhalten werden kann. Schön auch, dass wir damit die Vorurteile über die „unzuverlässige Jugend“ entkräften konnten. Wir haben bewiesen, dass es auch anders sein kann.
Leseprobe vom Heft 2/2017 - erscheint Anfang Juni 2017
Landschaftsmaler Johann Alexander Thiele – im Dienst von August den Starken
Heinz Gliniorz
Es war ein Glücksfall für den Maler aus der Domstadt Erfurt, dass er durch seine bedeutenden und bereits hochgeschätzten Arbeiten den Unterhalt für seine Familie als Hofmaler in Dresden bestreiten durfte. Dieser Neu-Dresdner war der im Jahre1685 geborene Johann Alexander Thiele, Vorkämpfer der aufkommenden Landschaftsmalerei im 17. Jahrhundert. Einer der Thieles Fähigkeiten bei Zeiten erkannte, war August der Starke, der diesen 53-jährigen talentierten Maler in seine Dienste nahm und einen für beide Seiten günstigen Kontrakt vorlegte. Johann Alexander Thiele musste jährlich vier Prospekte von Landschaften verfertigen und an die kurfürstliche Dresdner Bildergalerie liefern. Der Hof bezahlte diese Arbeiten ordentlich mit 1000 Taler pro Jahr. Der Hofmaler Thiele wählte nach Gesprächen mit seinem Auftraggeber und demt Minister Brühl in erster Linie Motive an der Elbe, Pirna mit der Feste Sonnenstein, die Umgebung von Wehlen, Rathen und dem Lilienstein sowie die hoch über der Elbe thronende Festung Königstein. Es war auch die Zeit, wo sich der Hofmaler auf dem Erzgebirgskamm nach Landschaftsmotiven umsah und in Richtung Böhmen Erfolg hatte. Johann Alexander Thiele war somit der erste sächsische Landschaftsmaler, der die nennenswerten Landstriche in Böhmen auf seinen bewundernswerten Gemälden wie „Ansicht des Teplitzer Tales und Leitmeritz bis zum Georgenberg unfern Prag“ sowie „Aussicht vom Mückentürmchen nach Böhmen“ darstellte und vereinbarungsgemäß der Bildergalerie in Dresden ablieferte. Experten bewunderten die Naturtreue der dargestellten Landschaften und erkannten in diesen Bildern gewisser Maßen eine Parallele zu den Arbeiten von Adrian Zingg, Johann Philipp Veith oder Carl Gustav Carus.
Hofmaler Johann Alexander Thiele arbeitet an einem Panoramabild in Thürmsdorf
Im Alter von 63 Jahren weilte Johann Alexander Thiele in Thürmsdorf bei Struppen, um sich mit einer gewichtigen Arbeit seines Auftraggebers zu befleißigen. Dazu war ein ordentlicher Ausblick in Richtung Königstein zur Festung zu finden. Ein Edler aus dem Rittergut des Ortes führte den Dresdner Hofmaler zum Berghang oberhalb des Elbebogens an der Mündung des Pehnabaches. Thiele, inzwischen Hofkommissar am sächsischen Haus, war von diesem Ausblick begeistert. Von hier aus hatte er nicht nur die hoch aufragende Festung selbst im Blick, er konnte den Ort Königstein einsehen und das linke Elbufer beobachten. So entstand hier im Jahre 1748 für August den Starken das erstklassige Panoramabild von Thieles Aussicht zur Festung Königstein. Dieses großartige Werk wurde noch einmal Gegenstand der Betrachtung, als der Landesherr als König von Polen sich mit seinem Minister Brühl im Jahr 1756 im Schloss Thürmsdorf aufhielt, um den Übergang der sächsischen Armee über die Elbe am 12. und 13. Oktober beizuwohnen. Nach der Gefangennahme des sächsischen Heeres kommt Kursachsen am 17. Oktober 1756 unter preußische Verwaltung. Der aufgesuchte Aussichtsort durch August den Starken und Brühl oberhalb des Elbebogens war genau der Ort, wo Hofmaler Johann Alexander Thiele das Panoramabild mit der Festung Königstein nur wenige Jahre zuvor auf die Leinewand brachte und dem Hof in Dresden übergab. Johann Alexander Thiele, der bekannteste Landschaftsmaler seiner Zeit hatte nach getaner Arbeit 1752 seine Malutensilien in Dresden für immer bei Seite gelegt. Nach 265 Jahren, in einer sogenannten abenteuerlichen „Nacht und Nebelaktion“ hat der Geschäftsmann und Baukünstler Sven-Erik Hitzer den geschichtsträchtigen Aussichtspunkt in Thürmsdorf für Kunstliebhaber und Touristen wieder begehbar gemacht.
Schriftenreihe
des
Vereins Ländliches Leben im BielaTal e. V.
Heft 1/2015 7. Jahrgang Fortlaufende Nr. 25
Inhalt Seite
Mario Bauch: Auf Patrouille – Rundweg am Fuße der Festung Königstein 2
Rainer Mathe: Am Wegesrand entdeckt 7
Gerhard Tschunko: Der Kaiser und die Erstbesteigung 8
Hans-Georg Hering: Schulalltag im III. Reich am Beispiel der
Volksschule Bielatal/Hermsdorf 10
Annemarie Rehlich: Eine bemerkenswerte Frau schrieb Luftfahrtgeschichte 15
Hans-Georg Hering: Rosenthaler Kinderfastnacht anno dazumal 16
Annemarie Rehlich: Was uns der 100jährige Kalender für 2015 voraussagt 19
Heike Sabel: Nicht ohne mein Telefon 20
Eberhard Hänel: Berühmte Gefangene auf der Festung Königstein 21
Annemarie Rehlich: Die „Sandhempels“ aus Königstein 22
Hans-Georg Hering / Mario Bauch: Wie der Patronenweg
zu seinem Namen kam 25
Eberhard Hänel: Erlpeter Brunnen 32
Fotorätsel 34
Das historische Foto 39
Annemarie Rehlich: Persönlichkeiten, ehemalige Originale und Volkswitz 40
Annemarie Rehlich: Leute von heute 43
Marlies Wolf: Sagenumwobener Wasserfall 46
Annemarie Rehlich: Napolenos Truppen wüsten in Langenhennersdorf 47
Karin Hieke: Die Kräuterfrauen unseres Vereins berichten 52
Leseprobe Heft 4/2014
Eulaus Geschichte(n) im Mondschein erlebt
Karl-Heinz Hoffmann / Annemarie Rehlich
Das Treffen auf dem Hohen Schneeberg zum Sommeranfang hat die beiden Nachbarorte etwas näher rücken lassen, man kennt sich teilweise inzwischen schon. Es folgte für die Rosenthal-Bielataler eine Einladung zum Nachtspaziergang, um die Historie der Stadt und vor allem des Schlosses mit kleinen Geschichten erlebbar zu machen. Leider waren nur 15 Personen dieser Einladung gefolgt. Wir wollen Ihnen aber gerne von der kleinen, interessanten Mondscheinpartie berichten und hoffen, bei einer Wiederholung sind Sie mit dabei.
Bei dem Schloss, das eigentlich von außen nicht unbedingt als Schloss erkennbar ist, handelt es sich um eine mittelalterliche Wasserburg, ein Renessaince-Barockschloss.
Hier lebten die Fürstenfamilien von Thun-Hohenstein.
Am Eingang des Schlosses von Jilové wurden wir von der Kulturreferntin Petra Nedvedova herzlich willkommen geheißen. Alles wurde uns natürlich von Frau Bouskova ins Deutsche
übersetzt. Zum Rundgang wurden uns auch zwei Fackelträger in weiten Kapuzengewändern zur Seite gestellt. Schon das sorgte für eine etwas mystische Wirkung und wir waren gespannt
auf das, was uns erwarten sollte. So gingen wir begleitet vom Stunden- und dreiviertel Schlag der nahe liegenden Kirchenuhr durch das abendliche Städtchen. Der Mondschein an dem wahrscheinlich letzten milden Sommerabend in diesem Jahr sorgte für eine romantische Stimmung.
1. Station: Im Schlosshof wurde uns die Herkunft des Brunnens, welcher aus Dečin stammt, erklärt. Danach standen wir vor der Remise (im Foto links) mit dem herrlichen Sandsteinrelief. Dieses stammt aus der 1883 abgebrochenen Lorettokapelle ebenfalls aus Tetschen.
Vorbei an der barocken Betsäule mit einer doppelseitigen Nepomuk-Statue ging zu dem damaligen Terrassengärten des Schlossparkes.
Station 2: Es begrüßte uns die jüngste Tochter der Grafenfamilie- Sie hieß Elisabeth und war 1949 geboren. Sie erinnert an Zeiten, wo es im Park noch einen Tennisplatz gab, der allerdings dem Sozialismus nicht ins Bild passte. Ihr etwas älterer Bruder dürfte vielleicht auch manchem Leser bekannt sein.
Es handelt sich dabei um den Schauspieler Friedrich von Thun.
An der Rückseite des Schlosses wurden wir über die Kriegsschäden, die noch sichtbar sind, aufmerksam gemacht (Einschüsse). Außerdem erfuhren wir über die heutige Nutzung der Schlossräume. Natürlich auch über das Dilemma des fehlenden Geldes für den Ausbau der 3.Etage.
Weiter wurden wir durch den dunklen Park von den beiden Fackelträgern zur 3. Station geleitet. Am Schlossteich befindet sich eine Gloriette (offener Rundtempel oder ein Pavillon in einem barocken oder klassizistischen Park). Hier wurden wir von der Gräfin Marie-Therese Thun von Hohenstein erwartet. Sie sitzt dort als trauernde Witwe und erzählt uns von ihren fünf Kindern und aus ihrem sonstigen Leben als Gräfin.
Am Parkteich, der 4. Station,
begegnen wir dem Wassermann. Er spricht über den Ursprung des Eulau-Baches, welcher bei Nollendorf (Nakléřov) entspringt. Er kennt die Nutzung für die damalige Holzflößerei, die Mühlen und die Teichwirtschaft. Er weiß aber auch über die Hochwasserkatastrophen zu berichten. Weiter führte uns der Weg zum Marktplatz und der Station Nr. 5.
Die hier befindliche ehemalige Knabenschule, die heute noch als Schule genutzt wird, befindet sich auf dem Standort des damaligen Friedhofes. Ganz schön erschraken wir, als urplötzlich ein Geist aus dem Versteck kam. Lauthals klagte die „weiße Gestalt“, dass sie ihre Gebeine vermisse. Den Kopf hätte man erst kürzlich bei Schachtungsarbeiten gefunden. Sie fragte fast jeden unserer Gruppe, ob wir wüssten, wo ihre dazugehörigen Knochen seien.
Aber leider konnten wir dem laut klagenden Geist(in) auch nicht weiterhelfen.
An der Brücke über den Eulau-Bach bei einem weiteren Standbild des Heiligen Nepomuk gab es die Station Nr. 6
Hier wurden wir bereits von der Gemahlin König Wenzels IV. erwartet. Was hatte sie zu berichten?
Nepomuk war ihr Beichtvater. König Wenzel wollte erfahren, was seine Frau dem Priester unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses anvertraut hatte. Doch Johannes wahrte das Geheimnis - trotz grausamer Folter. Johannes Nepomuk wurde um 1345 in Pomuk/Pilsen geboren. Seine Eltern verstarben früh, aber Mönche des Zisterzienserklosters nahmen ihn auf.
Sie förderten den hochbegabten Jungen. Er studierte Philosophie, Theologie und Kirchenrecht. Er stieg auf und wurde 1389 Generalvikar der Erzdiözese Prag.
Johannes Nepomuk war ein stiller Gelehrter, anspruchslos, unparteilich, unbestechlich. Er fühlte sich als Seelsorger der Armen und Bedrängten und wehrte sich gegen die Unterdrückung von Kirche und Klerus gegen König Wenzel IV. Wegen der Einhaltung des Beichtgeheimnisses wurde Johannes Nepomuk letztendlich gefoltert und von der Prager Brücke in die Moldau gestoßen. Um seinen Leichnam soll man fünf Flammen gesehen haben, weshalb Nepomuk meist mit einem Fünf- Sternenkranz abgebildet wird. Er wurde erst Jahrhunderte später heilig gesprochen. Seit dieser Zeit wird Nepomuk auch als Brückenheiliger verehrt. König Wenzel Gemahlin wusste auch dies sehr zu schätzen.
Richtung Kirche trafen wir bei Station 7 auf einen Turnvater der Stadt Eulau.
Er spricht über die Anfänge der Sportbewegung der Stadt.
Auch dem Turnvater Jahn hat man hier ein Denkmal gesetzt, in der Nähe eines ehemaligen Schulgebäudes unter einer Eiche.
(wahrscheinlich der früheren Mädchenschule)
Den Abschluss unseres interessanten Streifzuges durch die Geschichte und Geschichten Eulaus bildet der Besuch der Kirche. Diese ist ein Neubau aus dem Jahre 1859. Die alte Kirche brannte durch einen unglücklichen Böllerschuss vom Thunschen Schloss ab. Dieser Neubau wurde dann auch durch die Thuns finanziert. Nun wurde extra für uns in dieser gut erhaltenen und sauberen Kirche für uns musiziert. Die beiden Fackelträger entpuppten sich als hübsche Mädchen, die uns zum Abschluss noch ein paar Ständchen zur Gitarre sangen.
Einhellige Meinung aller Teilnehmer. Das war eine tolle Idee der freundlichen Gastgeber!
Sie konnten uns ihre Stadt und unsere Partnergemeinde so lehrreich und vor allem so unterhaltsam präsentieren.
NS: Das Schloss Eulau war nach dem Verkauf des Schlosses in Tetschen im Jahre 1932 Familienbesitz der Thuns bis 1946. Das gesamte, zum Teil aus Tetschen übernommene Inventar, kam nach Enteignung und Nutzung als Landwirtschaftsschule abhanden. Ein paar wieder aufgetauchte Stücke befinden sich heute wieder auf Schloss Tetschen. Im Eulauer Schloss gibt es heute im Erdgeschoss einen Festsaal für Trauungen und andere Feierlichkeiten.
Schriftenreihe
des
Vereins Ländliches Leben im BielaTal e. V.
Leseprobe Heft 3/2014 Jahrgang 6 erschien im Sept. 2014
Auch das gibt’s
Im Wald sollte man möglichst keine Gegenstände ablagern, die man nicht mehr benötigt.
Dazu gehören auch Luftfilter für Trabis. Als das Foto entstand, fuhren zwar noch einige Trabis bei uns und deren Ersatzteile waren ebenso rar wie zu ihren Spitzenzeiten in der DDR. Hier hatte sich ein Steinpilz eingenistet, indem er durch das Loch in den Filter hineingewachsen war. Olli Sokol war im Oktober 2001 der Finder des „eingesperrten“ Steinpilzes und nahm in natürlich samt Umhüllung mit. Zwei Fliegen also mit einer Klappe geschlagen, einmal Pilz geerntet und zum anderen Unrat aus dem Wald geholt.
Foto: A. Rehlich
Leseprobe Heft 2/2014 Jahrgang 6 erschien im Juni 2014
So sang und klang es in Rosenthal – aber lange ist es her
Annemarie Rehlich
In Rosenthal ging es zu alten Zeiten entschieden musikalischer zu als heute.
Eigentlich schade, dass die Zeit der Hausmusik, der Chöre und Musikgruppen hier nicht mehr existiert.
Nur unsere Kirchgemeinde hat der Musik die Chance des Überlebens gegeben. Wir haben einen guten Kirchenchor und die Posaunenbläser, die hin und wieder neben ihren Beiträgen zu kirchlichen Veranstaltungen in der Öffentlichkeit anzutreffen sind.
Zum Glück gibt es Unterlagen über die Gründung des Mandolinen-Clubs von 1931. Hier auszugsweise aus den Unterlagen des damaligen Schriftführers Werner Hieke,
„Am 17. 11. 31 wurde unter Leitung von Herrn Kantor Schmolke eine Mandolinenvereinigung unter dem Namen
„Mandolinenclub Rosenthal“ gegründet. Es waren an diesem Tage 6 Herren und 6 Damen anwesend. Walter Lieber, Rudi Baldauf, Otto Schönert, Werner Hieke, Fritz Großer, Rudi Beyer, Margarete Häberlein, Elly Kaiser, Elly Zeschel, Elly Baldauf, Liesbeth Ganzmüller, Elsa Schmolke. Gewählt wurden nach geheimer Abstimmung: Als Vorstand Walter Lieber, als Stellvertretender Vorstand Rudi Baldauf, als Kassierer Margarete Häberlein, als Stellvertretender Kassierer Otto Schönert, zum Schriftführer Werner Hieke, zum stellvertretenden Schriftführer Fritz Großer, zum Notenwart Rudi Beyer und Elly Kaiser.
Der Monatsbeitrag zum Kauf für Noten usw. ist auf -,20 Rm (Reichsmark) festgesetzt.
Im Protokollbuch weitergeblättert:
Um unsere Spielabende nicht in Kälte zu fristen, begaben wir uns Ende November früh in den Wald, um eine Fuhre Holz zu holen. 7 Uhr war Treffpunkt bei unserem Spielbruder Baldauf. Es wehte uns zwar ein ziemlich raues Lüftchen entgegen, aber fröhlich und guter Dinge fuhren wir los. Wir waren 4 Mann und als wir gerade am schönsten Bäume umsägen waren, kam ein Köhler und sagte uns, dass die sich um den dortigen Meiler (es war im Böhmischen) befindlichen Bäume stehen bleiben müssten. Wir packten also wieder unsere Sachen und zogen ein Stück weiter in den Wald. Nach geraumer Zeit hatten wir genug Bäume umgesägt und ausgeputzt, aber Gott sei Dank auch aufgeladen, als plötzlich der Waldwärter, Herr Püschel, vom „Waldhaus“ unser friedliches Treiben störte, uns ernstlich ermahnte, dass wir uns schleunigst aus dem Staube machen sollten. Unser Wagen war zum Glück schon voll, deshalb brauchten wir uns auch nicht zu ärgern. Es kostete zwar noch genug Mühe, den Wagen auf schnellstem Wege auf die Straße zu zerren. Mit einem fröhlichen Liede zogen wir vergnügt gegen ½ 11 h unserem Spielheim zu. Nachmittags machten wir uns sofort and das Zerkleinern. Schnell wurden noch 2 Mädels herbei geholt, damit auch die sich nicht umsonst mit wärmen konnten. Es waren gemütliche Stunden, in denen wir unsere Arbeit verrichteten. Nachmittags 3 h hatten wir schon alles fix und fertig. Es gibt sogar ein Foto von unserer Sonntagsarbeit. Nun wollen wir hoffen, dass unser Holzvorrat diesen Winter reichen wird, damit wir in den Übungsstunden nicht frieren brauchen. Am 28. November hatte unser Mitglied Otto Schönert seinen Geburtstag. Der stellvertretende Vorstand Rudi Baldauf brachte ihm im Namen des Vereins unsere Glückwünsche und überreichte ein Mandolinenband als kleine Geburtstagsgabe. Freudig folgten wir dann am 5. Dezember der Einladung zu einer Geburtstagsfeier im Elternhause unseres Mitgliedes. Abends 8 h gingen wir nun mit unseren Instrumenten von dem Schulhaus aus bis vor das Haus der Schönerts. Da unsere musikalische Kunst noch nicht weit fortgeschritten war, konnten wir nur an der Tür das einfache Lied „Horch, was kommt von draußen rein“ spielen. Nun folgte ein sehr fröhlicher, angenehmer Abend. Dank unserer Gastgeber, Herrn und Frau Schönert, genossen wir einige herrliche Stunden. Wir wurden aufs Beste und reichlich mit Essen und Trinken versehen sehr vorzüglich bewirtet. Alle sorgten für Unterhaltung. Einige Lieder spielten wir auf unseren Instrumenten. Auch Herr Lehrer Schmolke erfreute uns mit einigen Vorträgen auf dem Klavier. Fröhliche Gesellschaftsspiele sorgten für Heiterkeit und Zerstreuung. Wie man auf beiliegendem Bilde ersieht, hat Herr Schönert von der ganzen munteren Gesellschaft eine Blitzlichtaufnahme gemacht, damit wir ein Andenken an den genussreichen Abend haben. Wir spielten dann zum Schluss noch einen Marsch und verabschiedeten uns dann ziemlich spät von dem Geburtstagskind und seinen Eltern. Letzteren dankend für all das Schöne und Gute, was uns geboten worden war.
Es folgen noch einige Berichte über die Weihnachtsfeier des Vereins, Wohltätigkeitskonzerte im Ort für Rentner, den Frauenverein und für Waisenkinder, die meist im Gasthof Brettschneider („Zur Linde“) stattfanden. Mit dem Mandolinenclub in Pratzschwitz bestand ein freundschaftlicher Kontakt, und Wohltätigkeitskonzerte wurden gemeinsam absolviert.
„Am 5.7. 32 fanden wir uns gegen ½ 8 h abends im Erbgerichtgarten zu einer Übungsstunde ein. Durch die Musik angelockt, fanden sich eine ganze Anzahl Zuhörer ein. Als es finster wurde, begaben wir uns in die Gaststube und musizierten bis ½ 11 h. Hierauf unterhielten wir uns noch ein Stündchen.
An dem für den 12.7. gewählten Unterhaltungsabend wanderten wir nach dem „Kurhaus Schweizermühle“ und spielten einige Volkslieder, Walzer und Märsche. Auch hier fanden sich einige „Maggigäste“ und sonstige Spaziergänger ein. Der Kellner spielte anschließend noch Stücke auf dem Klavier, wozu bis gegen 1 h getanzt wurde. In der nächsten Woche hatten wir einen Wanderabend nach dem Cafe Keller. Hier haben wir einige gemütliche Stunden verlebt. Wir spielten etliche bekannte Lieder. Später wurde nach der Musik des Herrn Kantor Schmolke fleißig getanzt. Frohgelaunt ging es dann gegen 12 h nach Hause.
In einer Niederschrift vom 28. 6. 32 ist zu lesen:
“Als neue Mitglieder werden aufgenommen: Walter Schenk, Richard Ritter, Elly Richter und Gertrud Küchler. Sie erklären sich bereit, ab 1. 7. den Unkostenbeitrag in Höhe von 0,20 RM monatlich zu entrichten. Es wird beschlossen, bis zur Hauptversammlung am 17. 11. keine Mitglieder mehr aufzunehmen. Die Notenständer werden von den Mitgliedern selbst gekauft.
Die Übungsstunden werden weiterhin dienstags abgehalten.“
Durch die Wirren des II. Weltkrieges kam sämtliches Vereinsleben zum Erliegen. Das betraf natürlich auch den Mandolinenclub von Rosenthal
Aber die Lust und die Freude am Mandolinespiel war ungebrochen, denn Mandolinenfreunde gab es weiterhin in Rosenthal und sie fanden sich danach wieder in neuer Besetzung. Monika Hieke (Höhne) und Brigitte Kaiser( Thietz) zählten dazu und sie erinnern sich gern an die Abende, wo sie mit ihren Clubfreunden die FDGB- Urlauber zum Begrüßungsabend erfreuen konnten. Ebenso gehörten zu dieser Mandolinengruppe: Christa Richter (Walnaew), Helga Wendisch, Gisela und Erika Großer, Fritz Scheithauer, Günter Leopold, Günter Bachmann (Geige). Ihr musikalischer Leiter war Schulleiter Gerhard Rehn.
Und welcher Musik-Titel war zur Lieblingsmusik avanciert? Es war das deutsche Volkslied „Ännchen von Tharau“, erinnert sich spontan Monika Höhne heute noch.
Auch das musikalische Ausgestalten von Weihnachtsfeiern stand wieder mit auf dem Programm. So zum Beispiel Ende der 50er Jahre hatte auch die Grenzpolizei ihre Weihnachtsfeier in der „Linde“ Rosenthal und die Mandolinengruppe wurde dazu eingeladen.
Quelle: Vereins- Unterlagen aus dem Besitz der Familie Hieke, wofür wir uns bedanken.
Diese beliebte und vielseitige Broschüre erscheint 4 mal jährlich seit 2009, jeweils im März, Juni, September und im Dezember des laufenden Jahres und ist in den hiesigen Geschäften erhältlich, außerdem wird sie auf Wunsch den Lesern zugesandt.